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1. Theil 3 - S. 26

1880 - Stuttgart : Heitz
26 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. bekannten, endlich darauf denken mußten,, sich mit einander zu verbinden, auf den Fall, daß die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Die Verbindung geschah zu Torgau und hieß daher der Torgauer Bund (1526). An der Spitze dieser Verbindung standen der Kurfürst von Sachsen, Johann der Standhafte (1525—32), der seinem Bruder, Friedrich dem Weisen, gefolgt war, und der treffliche Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige, und außer ihnen nahmen die Herzoge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Städte Magdeburg, Straßburg, Augsburg und Nürnberg daran Theil. 86. Der Bauernkrieg. — Thomas Münzer. — Die Wiedertäufer. Die Bauern hatten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie waren zwar nicht eigentlich Leibeigene, mußten aber manche Tage der Woche für die Herrschaft arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht froh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einige Male vor Luthers Auftreten hier und da versucht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedes Mal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gähruug noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche Freiheit haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum nach der Vorschrift des Evangeliums zu verehren. Aber die einfältigen Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen, da er doch gerade den Gehorsam gegen die, Obrigkeit recht eingeschärft hatte. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten — der sogenannte schwäbische Bund — Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern unter Führung des' Hans Müller von Bulgenbach, eines ehemaligen Soldaten, noch ziemlich gemäßigt. Mit rothem Mantel und rothem Baret an der Spitze seiner Anhänger zog Müller von Flecken zu Flecken ; auf einem mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Haupt- und Sturm-

2. Theil 3 - S. 33

1880 - Stuttgart : Heitz
Ungarische und türkische Verhältnisse. 33 Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an. Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen. Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3

3. Theil 3 - S. 38

1880 - Stuttgart : Heitz
38 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Aber Mittwochs den 17. Februar befand er sich schwächer als vorher, und die Grafen sowohl, als feine Freunde, Doctor Jonas und der Prediger Colins von Mansfeld, baten ihn, doch lieber heute zu Hause zu bleiben und nicht in die Sitzung zu gehen. Er blieb /und ging dann und wann in seinem Zimmer umher, sah auch öfters zum Fenster hinaus und hier hörte man ihn auch bald laut beten. Einmal wandte er sich zu seinen Freunden. „Doctor Jonas und Herr Eölius," sagte er, „ich bin hier zu Eisleben getauft; wie, wenn ich hie bleiben sollte?" Zu Tische ging er noch hinunter in die Eßstnbe, sprach über Tische viel vom Wiedersehen nach dem Tode und äußerte: „Wenn sich meine lieben Landesherren, die Grafen, vertragen, so will ich heimziehen, und mich in den Sarg schlafen legen und den Würmern den Leib zu verzehren geben." Gegen Abend wurde er beklommen; er klagte über Brustschmerzen und Beängstigung; doch ging er auch zum Abendessen noch hinunter; „denn", sagte er, „Alleinsein bringt nicht Fröhlichkeit." Ueber Tische aß er nicht ohne Appetit und scherzte selbst mit seinen Freunden; denn er ahnete nicht, daß ihm die letzte Stunde schon so nahe sei. Nach dem Essen ging er wieder hinauf und klagte über Brustbeklemmung. Man rieb ihn mit warmen Tüchern und wollte den Arzt holen; aber er verbot es, legte sich aufs Ruhebette und schlief an drei Stunden recht ruhig, während Jonas, Eölius, der Stadtschreiber, welchem das Hans gehörte, mit seiner Frau und Luthers Söhnen bei ihm wachten. Um 10 7* Uhr wachte er auf. „Stehe! sitzet ihr noch?" sprach er gerührt, „möget ihr euch nicht zu Bette legen?" Dann begehrte er, man möchte ihm das Bette in der Kammer auswärmen und ihn hineinbringen. Das geschah, und er sprach sein Abendgebet: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Freunde, betet zu Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm." Jonas, die beiden Knaben und sein treuer Bedienter Ambrosius schliefen bei ihm, Eölius in der Nebenkammer. So schlief er ruhig bis um 1 Uhr, wo er den Doctor Jonas und den Bedienten rief; letzterer solle doch die Stube heizen, was aber bereits geschehen war. „O Herr Gott!" rief dann Luther zum Doctor Jonas, „wie ist mir so übel! Mich drückt's so hart um die Brust! O ich werde zu Eisleben bleiben." Alle erschraken, sprangen herzu, halsen ihm aus dem Bette und führten ihn in die Stube, wo er langsam umherging, dann aber warme Tücher verlangte. Indessen hatten seine Freunde in der ersten Angst das ganze Haus in

4. Theil 3 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 51 vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich und freute sich über die um ihn herumgestellten erbeuteten Fahnen und Standarten. Aber bald fühlte er, daß er sterben müßte. Er schrieb an seinen Bruder, empfahl ihm seine Frau und Tochter, sein einziges Kind, richtete seine Augen gen Himmel und sprach: „Herr Gott Vater, weil du gesagt hast, aller Menschen Namen seien im Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe derhalben nngezweifelt, mein Name sei auch geschrieben. Auch weil du gesagt haft, wir seien alle deine Kinder und Erben, so bitte ich durch Jesum Christum, wollest; mir gnädig sein, und mich einen Miterben sein lassen und meinen Geist in deine gnadenreiche Hand durch Jesum Christum nehmen." Mit diesen Worten verschied er sanft, erst 32 Jahre alt, von Allen betrauert. Selbst Johann Friedrich sprach bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein; aber er war ein ungemeiner und hochwunderbarer Mann." 89.' Karls V. letzte Jahre. Seit der durch Moritz erlittenen Demüthigung hat Kaiser Karl keine frohe Stunde mehr verlebt. Alles mißlang ihm. Er hatte einen einzigen Sohn, den finstern, stolzen, heimtückischen Philipp; den hätte er gern den Deutschen zum Kaiser ausgedrungen; aber so bald sie ihn nur sahen, hatten sie schon genug an seinem finstern Gesichte, das nie zum Lachen sich verzog; auch wollte Ferdinand nicht die Krone abtreten. *) Dann fing Karl wieder einen Krieg mit Frankreich an; aber seine Heere wurden geschlagen, und der Versuch, Metz wieder zu erobern, schlug fehl. Dabei marterte ihn eine giftige Krankheit, die ihm keine schmerzenssreie Stunde vergönnte. Da faßte er endlich den Entschluß, seine Regierung niederzulegen und in klösterlicher Stille die ihm noch übrigen Jahre zuzubringen. Im Herbst 1555 reiste er dazu nach Brüssel, ließ seinen Sohn Philipp dahin kommen, und trat ihm in feierlicher *) Dabei zeigten sich einmal wieder die Ansprüche des Papstes. Als dieser von der Abdankung Karls Nachricht bekam, erklärte er diese für ungültig, weil Karl die Krone in seine, des Papstes, Hände hätte niederlegen müssen; denn unter den Kurfürsten wären drei Ketzer. Ferdinand solle daher seiner Wahl entsagen und die Entscheidung dem römischen Stuhle anheimstellen!!

5. Theil 3 - S. 173

1880 - Stuttgart : Heitz
Gustav Erichson, König von Schweden. 173 ab, wo er sich Beistand zu verschaffen hoffte (1523). Aber das war vergebens; er halte seine Rolle ausgespielt; die in Stockholm begangenen Grausamkeiten hatten aller Herzen von ihm gewendet. Nachdem er sich mehrere Jahre hier und dort umhergetrieben hatte (eine Zeit lang war er selbst in Wittenberg bei Friedrich dem Weisen und nahm die lutherische Lehre an), segelte er nach Norwegen, wo er noch die meisten Freunde hatte, welchen zu Gefallen er wieder katholisch wurde. Aber er blieb nicht lange ruhig. Sein Nachfolger in Dänemark, König Friedrich I., sein Oheim, schickte ein Heer und eine Flotte nach Norwegen und Christian sah sich bald so in die Enge getrieben, daß er den Befehlshaber (Gylden-stiern) bat, ihm doch zu rathen, was er thun solle. Dieser rieth ihm, mit nach Kopenhagen zu segeln und mit dem Könige Friedrich selbst zu unterhandeln. Dazu versprach er ihm sicheres Geleit. Christian ging das ein und fuhr hin. Aber das war sein Unglück; denn alle dänischen Minister riethen dem Könige, den gefährlichen Christian ja nicht wieder zu entlassen, sondern ihn gefangen zu nehmen und Zeitlebens einzusperren. Das geschah auch. Man führte ihn nach der dänischen Insel Alsen und sperrte ihn im Schlosse Sonderburg ein. Hier saß er 20 Jahre im engen Gewahrsam und hatte Zeit, über seine vielen Vergehungen nachzudenken. Erst nachdem König Friedrich I. längst todt war, ließ ihn sein Nachfolger (Christian Iii.) wieder los, gab ihm Kalnnd-borg auf Seeland zum Aufenthaltsorte und versprach ihm alles zu thun, um seine vielen Trübsale ihn vergessen zu machen. Hier lebte er noch acht Jahre und starb erst im 78. Jahre seines Lebens, so daß ihm also Gott viele <Zeit gab, sein früheres Leben zu bereuen (1559).

6. Theil 3 - S. 58

1880 - Stuttgart : Heitz
58 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. rühmten Maler, den alten Lukas Cranach, allerhand Contrafacturen und Bildwerk machen lassen." Im August 1552 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankündigen. Schon am sechsten Tage darauf «saßen er und der treue Cranach auf dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, wo sie, wie überall im Heimatlande, mit großer Freude empfangen wurden. Mehr aber als alles erfreute den alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier fand. Von nun an beschloß er, in Weimar zu bleiben. Schon im folgenden Jahre (1553) starb er hier in den Armen seiner Tochter, im 81. Jahre. Sein Grabmal ist noch hier zu sehen. Cranach war ein eben so geschickter Maler, als ausgezeichnet biederer, rechtlicher Mensch, der seinem Fürsten im Glück und Unglück Freund und Rathgeber war. Am meisten hat er Bildnisse und Thiere gemalt, und oft wurde er in seinem Arbeitszimmer von den hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Unter seinen Freunden waren besonders Luther und Melanchthon. Wir haben noch einen Brief übrig, den ihm Luther vom Reichstage von Worms schrieb: „Meinen Dienst, lieber Gevatter Lukas: Ich segne und befehle euch Gott! u. s. w. Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollt einen Doctor oder 50 versammlet, und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr gehandelt, denn so viel: Sind die Bücher dein? Ja, Willst du sie widerrufen oder nicht? Nein. So hebe dich! O ihr blinde Deutschen! wie kindisch handeln wir, und lassen uns so jämmerlich die Romanisten (Päpstliche) äffen und narren. Sagt meiner Gevatterin, eurem lieben, lieben Weibe, meinen Gruß, und daß sie sich dieweil wohl gehabe. — Ade, hiemit allesammt Gott befohlen; der behüte euer Aller Verstand und Glauben in Christo für den römischen Wölfen und Drachen mit ihrem Anhang. Amen!" Als Luther um seine nachherige Frau, Katharina von Bora, warb, begleitete ihn sein Freund Cranach. Ein gleichzeitiger Geschichtschreiber erzählt: „Käthe von Bora (damals 26 Jahre alt) ist zu dem Stadtschreiber, Herrn Philipp Reichenbacher, gekommen, da sie sich still und wohl verhalten, welches Lutherum bewogen, daß er sich unversehens den 13. Juni 1525 mit Herrn Doctor Pommer, Lukas Cranachen, damals Rathsverwandten, hernach aber

7. Theil 3 - S. 180

1880 - Stuttgart : Heitz
180 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. warfen sie auch noch den Schreiber Fabricins, ein Werkzeug jener, der sich unter deitt Tische versteckt hatte, hinunter, eine Höhe von 60 Fuß. Aber brachen denn die Leute nicht Hals und Bein? — Sie fielen glücklicherweise auf einem Haufen Gemülle, und wankten mit gelähmten Gliedern nach Hause.*) Die Stände konnten nun wohl denken, daß der Kaiser die eigenmächtige That bestrafen würde. Darum trafen sie schnell Vorkehrungen. Sie besetzten das Schloß mit ständischen Truppen, ernannten 30 Directoren, welche die Regierung führen sollten, nahmen alle Beamte in Eid und Pflicht und die Einkünfte in Beschlag; dann schrieben sie an den Kaiser und suchten ihr Verfahren bestmöglichst zu entschuldigen, aber zugleich warben sie Truppen und forderten die Schlesier, Mährer, Lausitzer, Oestreicher und Ungern auf, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Den Erzbischof von Prag, dön Abt von Braunau, viele andere Prälaten und die Jesuiten jagten sie aus dem Lande. Der Kaiser erschrak, und da er damals kränklich und überhaupt furchtsam war, so wollte er auf des Cardinals Clesel Rath lieber mit den Böhmen unterhandeln, als Gewalt brauchen. Aber dagegen setzte sich sein Vetter Ferdinand. „Gott selbst," sagte dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, daß sie durch diese erschreckliche That zeigten, daß * ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel sei. Demnach halte ich dafür, daß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen." 2. Der unglückliche Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V. Noch kein Jahr nach jener That auf dem Schlosse in Prag starb Kaiser Matthias (1619) und fand im Grabe die Ruhe, die er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Er starb zu rechter Zeit, um noch größeren Uebeln zu entgehen; denn der Krieg hatte wirklich schon begonnen. Graf Thnrn schlug zwei kaiserliche Heere (Dampierre und Bouquoi), die nach Böhmen einrückten, zurück und siel in Mähren und Oestreich ein; allenthalben nahm ihn das Volk mit Freuden aus und erhob sich gegen den Kaiser; ja, Thurn drang bis Wien vor, wo sich Ferdinand befand, und belagerte es. Wirklich war Ferdinand in der mißlichsten Lage. Ueberall offene Empörung oder heimliches Mißvergnügen. Schon pfiffen die Kugeln der Böhmen durch sein Schloß, und, um seine Verlegenheit voll- *) Das Zimmer des Prager Schlosses, in welchem dies geschah, ist bis heute ganz so gelassen, wie es damals war.

8. Theil 3 - S. 65

1880 - Stuttgart : Heitz
Albrecht Dürers Tod. Hans Holbein. 65 die ihm sein Herz dermaß gepeinigt hat, daß er sich desto schneller von hinnen gemacht hat. Dann er vas (war) ausgedörret vie ein Schaub, borst niendert (hiemeben) keinen guten Muth mehr suchen, oder zu den Leuten gehen, also hat das bös Weib sein Sorg, das ihr boch wahrlich nit Noth gethan hat. Zu dem hat sie ihue Tag und Nacht zu der Arbeit härtiglich gebrungen, allein barum, daß er Gelb verdienet und ihr das ließ, so er starb; dann sie allweg (immer) verberben hat wollen, wie sie dann noch thuet, unangesehen, daß ihr Albrecht bis in die 6000 Gulben Werth gelassen hat. Aber ba ist kein Genügen und in Summa ist sie allein seines Tobes ein Ursach. Ich hab sie selbst oft sür ihr argwöhnig sträs-lich Wesen gebeten und sie gevarnet, auch ihr vorgesagt, vas das Enb hievon sein vnrb, aber bamit hab ich nichts anberst dann Unbank erlangt. Dann, ver biesem Mann vohl gevollt und um ihn gevest, dem ist sie seinb geworben, das vahrlich beit Albrecht mit dem höchsten bekümmert und thrne unter die Erb bracht hat. Ich hab ihr seit seines Tobes nie gesehen, sie auch nit zu mir vollen laßen, vievohl ich ihr bannach in viel Sachen hülslich gevest bin; aber ba ist kein Vertrauen. Wer ihr Wiberpart halt und nit aller Sach' Recht giebt, der ist ihr verbächtlich, dem virb sie auch als balb feindlich; darum sie mir lieber von veit von mir, dann um mich ist. Es sind ja sie und ihr Schwester nit Bubin (Schelme), sonder, vie ich nit Zweifel, der ehren ftomm und ganz gottes furch -tig Frauen; es sollt aber einer lieber ein Bubin, die sich sunst freundlich hielt, haben, dann solch nagend, argwöhnisch und kiesend (scheltend) ftomm Frauen, bei der weder Tag noch Nacht Ruhe oder Fried haben konnt" u. s. w. Dürer wurde von Hohen und Niederen geehrt. Kaiser Maximilian hielt ihn sehr hoch. Einst mußte Dürer in einem Schlosse des Kaisers an einer Wand eine Vorzeichnung entwerfen. Er stand dabei auf einer Leiter, und da Maximilian fürchtete, sie möchte umfallen, so befahl er einem seiner Höflinge, sie zu halten. Dieser aber machte dazu ein saures Gesicht und vermerkte unter- tänigst, es gezieme sich wohl nicht, daß ein Edelmann einem Maler einen Dienst erzeige. „Weißt du nicht," antwortete ihm der Kaiser, „daß Dürers Kunst mehr werth ist als dein ganzer Adel? Es ist mir ein Leichtes, aus einem Bauer einen Edelmann zu machen; aber aus einem Edelmann einen Dürer machen, kann ich nicht." Der dritte jener großen deutschen Maler war Hans Holbein. Er war 1498 in Augsburg geboren, also 27 Jahre jünger Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 5

9. Theil 3 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg/ als Kind, wurde dann von seinem Oheim erzogen und nach den Lehrsätzen der böhmischen Brüdergemeinde unterrichtet. Man weiß nicht, wie es gekommen, daß er bald danach den Jesuiten in Olmütz übergeben wurde, die ihn dem katholischen Glauben zuführten. Nachdem sein Unterricht vollendet war, ging er in Begleitung eines jungen, reichen böhmischen Edelmannes und eines gelehrten Mathematikers und Astrologen auf Reisen. Er besuchte- Holland, England, Frankreich, Italien, und hier blieb er einige Zeit in Padua, wo er sich besonders mit Sterndeuterei (Astrologie) beschäftigte; denn damals glaubte man noch, aus dem Stande der Gestirne künftige Schicksale vorhersagen zu können. Ein schlauer Sterndeuter, der seinen Ehrgeiz merkte, machte ihm weiß, daß er noch zu sehr hohen Ehren gelangen würde, was freilich auch nachher zufällig eintraf. Dann ging er unter die Soldaten, machte einige Züge gegen die Türken mit, schloß sich bei dem Bruderzwiste zwischen Kaiser Rudolph Ii. und Matthias dem letztem an, und heirathete nach dem Frieden eine alte reiche Wittwe, Lucretia von Landeck, die nach vier Jahren starb und ihn dadurch, 31 Jahre alt, zum Erben eines ungeheuren Vermögens machte. Ein Jahr vor dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges zog er mit einem auf eigene Kosten geworbenen Regiments unter dem damaligen Erzherzog Ferdinand gegen die Venetianer, und da er sich sowohl durch Tapferkeit als durch Freigebigkeit gegen seine Offiziere, welche offene Tafel in seinem Zelte fanden, auszeichnete, so wurde er nach seiner Rückkehr vom Kaiser sehr ausgezeichnet. Er wurde zum Oberst ernannt, in den Grafenstand erhoben und erhielt den Kammerherrnschlüssel. Beim Ausbruch der böhmischen Unruhen erklärte er sich mit Eifer für die Sache des Kaisers und ließ seinen Vettern, die im böhmischen Heere dienten, sagen: er wolle sie dafür mit Prügeln und Ruthen tractiren. Abwechselnd lebte er auf seinen Gütern in Mähren ^nd Böhmen, in Prag und in Wien, wo er durch Aufwand die Augen aller auf sich zog, besonders nachdem er durch Ankauf vieler Güter der Geächteten sein Vermögen sehr vermehrt hatte. Auch nahm er an -dem Kriege lebhaften Antheil und stand zur Zeit der Schlacht am weißen Berge in Ungarn gegen Bethlen Gabor. Er vermählte sich mit der schönen Tochter des Geheimeraths Graf Harrach, der ein Liebling des Kaisers war, wurde bald darauf in den Fürstenstand und schon ein Jahr später zum Herzog von^Friedland erhoben. Seine Residenz nahm er in Gitschin. Jetzt machte er dem Kaiser

10. Theil 3 - S. 250

1880 - Stuttgart : Heitz
250 Neue Geschichte. 2. Periode. -Frankreich. allen das wenigste. Aber der schändliche Louvois war es, der die Befehle dazu gegeben hatte. Gern wären nun die Unglücklichen ausgewandert, aber die Grenzen wurden besetzt und niemand sollte hinausgelassen werden. Dennoch entkamen binnen drei Jahren an 50,000 der fleißigsten und geschicktesten Familien. Dadurch litt Frankreich einen unersetzlichen Schaden. Alle benachbarte evangelische Länder nahmen sie mit Freuden auf; in England, in den Niederlanden, besonders auch im Brandenburgischen, ließ sich eine Menge von ihnen nieder und nun brauchte man nicht erst aus Frankreich die französischen Waaren zu holen. Hüte, Strümpfe, Tressen, seidene Zeuge wurden nun im eigenen Lande von den fleißigen (Monisten gemacht und noch jetzt sind viele unserer geschicktesten Seidenfärber die Nachkommen jener Ausgewanderten (refugies). Eine Folge jener schändlichen Religionsverfolgungen war der Aufstand der Camisards*) 1702. Dies waren stille und fromme Landleute, die in den Cev ennen im südlichen Frankreich lebten und die Lehre des Peter Waldus (s. Bd. 2, S. 138) beibehalten hatten. Bisher hatte man sie gewähren lassen, als sich plötzlich jetzt die Verfolgung auch auf sie erstreckte. Da ihnen aber ihr Glaube über alles galt, so vertheidigten sie ihn mit den Waffen in der Hand und schlugen die gegen sie ausgesendeten Heerhaufen zurück. Dieser Krieg währte drei Jahre und wurde mit großer Grausamkeit von beiden Seiten geführt; denn die ersten gefangenen Camisards wurden gehängt, gerädert oder verbrannt, und daher ging es den königlichen Soldaten, die in ihre Hände fielen, nicht besser, bis endlich der König durch größere Milde die meisten zur Niederlegung der Waffen brachte. Die übrigen wurden dann durch Strenge und Gewalt unterworfen, nachdem an 100,000 in den Gefechten gefallen und an 10,000 durch Henkershand umgekommen waren! Vielen Einfluß auf des Königs Entschluß, das Edict von Nantes aufzuheben, hatte eine Frau, die durch ihre sonderbaren Schicksale sowohl, als durch ihren großen Verstand sehr berühmt geworden ist, die Frau von Mai nt enon. Sie wurde in einem Gefängnisse geboren, in welchem ihre Aeltern wegen Schulden saßen. Ihr Vater war ein Herr von Au big ne. Als ein dreijähriges Mädchen kam sie nach Amerika. Auf der Reise dahin *) Camisards, d. i. Bauern mit leinenen Kitteln.
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